Dänemark 2009

Einleitung · Juli: 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 · August: 01 · Fazit

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Legende

Schwarzer Text: vom heizfrosch
Orangefarbener Text: von Frau R.

Einleitung:
Das Glück ist immer noch mit den Dänen ...

So langsam wirds eine schöne Tradition: Dänemark ruft, und wir kommen. Diverses immer noch gültiges Vorgeplänkel gibts in den anderen Ferienberichten (siehe unten) zu lesen, und wir stürzen uns gleich mit voller Wucht aufs

Tagebuch

18.07.2009 Anreise

Wir schwingen uns pünktlich 6 Uhr aus dem Bett, werfen uns jeweils ein kleines Schüsselfrühstück ein. Anschließend stopft der heizfrosch das Auto voll und vergisst dabei eine Dose Gemüsesuppe; aber hey: Im Vergleich zum liegengebliebenen, Frau R.'schen Wasabisnack letztes Jahr ist das wirklich nur ein Klacks! Aber irgendwie typisch: Denn es trifft wie immer die gleiche Person. Man könnte natürlich bemerken, dass jeder gefälligst selbst an seine Fressalien denken könnte. Aber die Aufgaben waren klar verteilt: Der heizfrosch packt ein. Tja, dann ist das Vergessen von Essen für Frau R. eben eine Tradition ;-)

Gegen 7.45 Uhr starten wir den Motor, und Frau R. begibt sich am Steuer auf die erste Etappe der Tour. Bis hinter Berlin läuft alles ganz entspannt, wir kommen problemlos voran und entscheiden bei einem Zwischenhalt und Fahrerwechsel gegen 11:30 Uhr, doch nicht über Schwerin, Lübeck und Kiel zu fahren, sondern der Empfehlung des Navis zu folgen und die Route über Hamburg zu wählen. Kurz hinter Neumünster beginnen wir, diese Entscheidung für eine Weile bitterlich zu bereuen; denn zwischen da und der Abfahrt Warder geht wegen einiger Unfälle fast nix mehr, und wir schleichen somit in Richtung Dänemark. Bei Rendsburg, als der Verkehr wieder läuft, tröstet uns allerdings das Radio, denn auf unserer eigentlichen Strecke über Kiel waren die Staus noch etwas länger.

Kurz hinter der dänischen Grenze gefriert mir dann allerdings schon wieder das Lachen im Gesicht, denn auf der Autobahn in Richtung Vejle gehts auch nur im ersten oder maximal zweiten Gang vorwärts. Da die Ausweichrouten nicht sehr vielfältig bzw. einfach mal nicht vorhanden sind, quäle ich mich mit immer dicker werdenden Füßen noch bis Vejle, habe dort dann endgültig die Schnauze voll und fahre mutig eine Umgehung durch die Stadt – was uns in sage und schreibe 30 Minuten dann nach Juelsminde in die Touristeninfo und Schlüsselausgabe stelle bringt und uns ca. eine weitere Stunde Stau erspart. Gut gemacht, lieber heizfrosch! Ja, wirklich. Nur möchte ich bemerken, dass die Fahrt bis zum Fahrerwechsel bei strömendem Regen und Aquaplaning stattfand. Also bei weitem kein Spaziergang war.

Den Schlüssel in der Hand, können wir am Juelsminder Hafen schon Seeluft schnuppern; aber wir wollen zuerst ins Häuschen, und somit fahren wir flink weiter. Keine 20 Minuten später ist die Hütte gefunden. Ich parke nach nunmehr 6,5 Stunden am Steuer endlich ein. Frau R. macht eine Runde ums Haus, ich schließe auf – und bingo, eine Traumhütte öffnet sich! Alles ist hell und freundlich, sogar noch schöner und besser als auf den Fotos im Internet.

Auf dem Tisch liegt sogar ein Zettel für uns: Unsere Vermieter bitten uns um einen Anruf, ob sie am Montag den Rasen mähen kommen sollen. Ich schaue leicht verwirrt aus dem Fenster, denn eben jener Rasen hat eine Wuchshöhe von maximal 5 cm … Der Zettel wird übrigens von einer Flasche Shiraz festgehalten, und deshalb rufe ich kurz durch und sage, dass der Rasen bleiben kann wie er ist, der Wein uns schmecken wird und das Häuschen unseren vollen Beifall findet. Frau Vermieterin meint noch, dass wir uns unbedingt melden sollen, falls der Rasen stört – aber ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass das Grün innerhalb der nächsten zwei Wochen die Fenster oder das Auto überwuchert …

Wir werfen uns noch die Reste des Reiseproviants als Abendbrot ein, drehen anschließend eine Runde am Strand. Allerdings sind wir wirklich zu geschafft für längere Spaziergänge. Deshalb gehts zurück auf die heimische Terrasse, wo wir uns ein Stützbier öffnen, die Bücher schnappen und ich endlich meine so lang ersehnte Cohiba zünde. Aaaaaahhh, herrlich. Der Urlaub hat begonnen.



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19.07.2009 Rundflug

Es wird ausgeschlafen, und zwar richtig! Gegen Mittag gibts Frühstück, danach werden die aus der Touristeninfo mitgeschleppten Urlaubsprospekte der Gegend gewälzt und eine Liste möglicher Ausflüge gemacht. Da der Tag nicht mehr ganz so jung ist, schwingen wir uns zu einem kurzen Rundflug ins Auto.

Zuerst gehts nach Jelling – dort stehen zwei Grabhügel, zwei Runensteine und eine Kirche. Dieser Platz gilt als "Taufurkunde Dänemarks", denn der größere Runenstein besagt, dass König Harald Blauzahn ganz Dänemark unterworfen und christianisiert hat. Wir besichtigen die dezent weiße, nur noch an einigen Stellen mit alten Fresken versehene Kirche, steigen auf beide Grabhügel und umrunden den Friedhof. Für die Dänen ist der Ort ein recht zentraler Punkt, für uns ein netter Zwischenhalt.



Weiter gehts über Land nach Vingsted und von dort weiter nach Ødsted, wo die Reste einer Wikingerbrücke (der "Ravningbroen") stehen, welche Harald Blauzahn einst übers Land bauen lassen hat. Es stehen vielleicht noch ca. 10 Laufmeter, die kurz beklettert werden. Der anschließend geplante Hügelgrabbesuch in Egtved fällt aus, weil wir den oder die Grabhügel schlicht nicht finden. Allerdings ist die Tour über Land ein echtes Abenteuer: Die Straße sind so klein, dass unser Navi sie nur auf höchster Vergrößerungsstufe anzeigt, und manchmal haben sie wirklich nur noch Traktorpfadqualität. Mitten auf einer Schotterpiste im Nirgendwo brechen Frau R. und ich in hysterisches Lachen aus, weil das, was hier als Straße mit einem richtigen Straßennamen durchgeht, in Deutschland nicht die Qualifikation als Grundstückszufahrt bestehen würde … Macht aber auch nix – ab gehts nach Hause zu Abendbrot, Buch und Wein.



Kleiner Tipp am Rande: Mal wieder rettet uns eine kleine, sehr preiswerte Anschaffung namens Topfkratzer/Topfwolle vor den Hinterlassenschaften unserer Vormieter. Dänische Ferienhäuser werden (zumindest in der von uns gebuchten Preislage) meist mit dem Geschirr und Getöpf der vorherigen Generation ausgerüstet; man sieht ihnen das Alter an. Dazu kommt, dass das Leitungswasser in Dänemark recht "gehaltvoll" ist und sich beim Wasserkochen doch gern Kalk- und andere Schichten absetzen, denen man mit einem Schwamm gar nicht erst zu Leibe rücken braucht. Ein erster skeptischer Blick auf die Küchenausrüstung bestätigt meine Erfahrungen, und somit befasse ich mich mit einer kurzen Grundreinigung der Kochwerkzeuge. Kaum zu glauben, wie sehr der gezielte Einsatz der passenden Küchenutensilien innerhalb von Minuten das Vertrauen ins Kochgeschirr und damit auch die allgemeine Urlaubslaune anheben kann! (Ja der heizfrosch … Gibt nicht auf, bis alles flimmert.) Und bevor hier Gemunkel aufkommt: Unsere Vermieter können sicher nichts dafür, denn das Haus ist insgesamt in einem wirklich sehr guten Zustand. Da die Reinigung aber entweder den Mietern oder lokalen Reinigungsdiensten obliegt, welche in den wenigen Stunden zwischen Ab- und Anreise nicht in alle Ecken schauen können, sollte man nicht davon ausgehen, immer alles blinkend und glänzend vorzufinden – viel hängt schlicht von der Einstellung der Menschen ab, die nur kurze Zeit vor einem das Haus verlassen haben.

Ich ziehe mich erst gegen 22.15 Uhr von unserer Terrasse zurück, als das Licht zum Lesen langsam nicht mehr reicht. Derweil mussten aber schon eine halbe Tüte Erdnüsse sowie zwei Gläser des echt leckeren Shiraz unserer Vermieter dran glauben. Genau SO muss Urlaub sein: Voll mit edlem Tropfen und fettiger Speise.

Morgen soll Mistwetter werden; mal sehen, ob wir nur einen Faulenztag machen.

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20.07.2009 Vejle

Hm – das Wetter scheint uns verdächtig. Mal wölkt es heftig, dann scheint wieder minutenlang die Sonne. Wir riskieren nichts, schlafen nochmal richtig aus, mampfen ein lecker Frühstück und beschließen die sichere Variante: Wir machen eine Citytour nach Vejle. Zwar schien uns die Stadt beim mehrmaligen Durchfahren nicht sehr spektakulär, aber man kann sich a) ja auch täuschen und b) in einer Stadt bei Regen wenigstens ordentlich unterstellen.

Wir reisen also gegen 13 Uhr los, sind kurz vor 14 Uhr in Vejle und stellen unser Auto auf einen der wenigen freien Parkplätze in der Innenstadt. Gerade wenige Sekunden, nachdem wir die schützende Blechhülle verlassen haben, fängt es an zu schütten. Ein kurzer Spurt bringt uns wieder in die schützende Enge des C4 und damit auch ins Trockene, welches wir für weitere 10 Minuten um nichts in der Welt gegen einen Spaziergang unterm Wasserfall eintauschen wollen.

Als der Regen nachlässt, schlunzen wir gemütlich durch die überschaubare Innenstadt zum Økolariet, einem kleinen Ökomuseum mit Interaktion. Wir lernen viele interessante Dinge über die Umwelt Dänemarks und speziell der Region Vejle, und vieles davon ist auch schon wieder vergessen. Das Museum selber ist aber nicht die schlechteste Freizeitbetätigung! Und wer war auch dort (zwar in ausgestopfter Form, aber immerhin)? De Maulwurfn! Und eine Rotte lebendiger Ratten, welche die künstliche Kanalisation bevölkerten.



Nach Ende des Besuchs latschen wir wieder in die Innenstadt und dort in die Sct.-Nikolai-Kirche. Ein relativ schmuckloses Backsteingebäude beinhaltet in der Gruft der Familie de la Mare eine Kuriosität: In einem Glassarg begraben liegt dort die Mumie der Königin Gundhild, welche angeblich nach Vejle kam, um König Harald Blauzahn zu heiraten, aber ermordet und im Moor versenkt worden sein soll. Tatsächlich handelt es sich allerdings um eine Leiche aus der Eisenzeit, was der ehrenvollen Beisetzung aber scheinbar nicht entgegensteht.

Übrigens findet man auf der Straßenseite der Kirche in der Außenmauer seltsame Löcher, in denen angeblich die Schädel von Räubern eingemauert sind. Wir konnten allerdings diese Schädel nicht entdecken, die Löcher dagegen schon.



Nach dem Kirchenbesuch starten wir noch einen kurzen Rundgang durch die Einkaufsstraße. Wir kommen gerade ein paar Meter weit und schaffen noch ein Foto von Frau R. vorm Rathaus, als ein erneuter Regenguss losgeht, welcher sogar die Dänen unter die schützenden Torbögen treibt. Und das will was heißen!

Nach geduldig gewarteten 20 Minuten im Trockenen drehen wir die Innenstadtrunde zu Ende und treten dann die Heimreise an. Und ich musste bis nach Jütland fahren, um einen Hut in meiner Größe zu finden. Was lehrt uns dies: Der Däne an sich ist eine filigrane Persönlichkeit und der Deutsche an sich neigt eher zur Pulverrübe. Also bin ich eher Däne als Deutsche. Auch nicht schlecht! Begleitet von herrlich ambienter Patenbrigade-Wolff-Mugge cruise ich mittels Tempomat und gelegentlichem Einsatz des Bremsfußes völlig entspannt über Land und durch unheimlich schöne Gegenden mit goldenen Feldern und vereinzelten Baumreihen, während Frau R. im Beifahrersitz friedlich vor sich hin schläft und von Mutter Natur so gar nix mitbekommt… Hab ich wohl! Und zwar auf der Hinfahrt.



Abends turnt der heizfrosch nochmal allein zum Strand. Es ist doch reichlich kühl, weshalb sich Frau R. lieber mit einem Buch auf die Lesecouch verzieht und darum einen Regenbogen verpasst. Ich komme gegen 21 Uhr zurück, und mit dem restlichen Shiraz geht der Tag zu Ende.



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21.07.2009 Århus

Århus (welches übrigens entgegen unserer Annahme nicht "Oarhüs", sondern "Oarhuus" gesprochen wird), liegt eine knappe Autostunde entfernt von unserem Quartier, und da das Wetter vorzüglich ausschaut – windig zwar, aber die Sonne scheint kräftig –, machen wir uns nach einem zeitigen Aufstehen und Frühstück bereits gegen 9 Uhr auf den Weg dahin. Unsere Reiseliteratur weist den Rådhuspladsen als Anlaufstelle für die Touristeninfo aus, aber unsere Reiseliteratur lügt. Und so laufen wir erstmal lustig in die falsche Richtung und dann nochmal am eben weggeparkten Auto vorbei endlich doch zur Infoquelle. Mit genug Kartenmaterial versorgt machen wir uns auf den Weg durch die Århuser Innenstadt, latschen durch Einkaufsgassen und schmale Gässchen (Ryesgade, Søndergade, Skt. Clemens Torv) in Richtung Skt. Clemens, der alten Domkirche. Ein recht ansehnliches Bauwerk, jedoch brauchts seit Roskilde eben einiges mehr, um uns wirklich zu imponieren. Der Besuch wird deshalb nicht länger als nötig ausgedehnt, denn Frau R. hat in der Touristeninfo eine Flyer entdeckt, der sie aufs Heftigste beschäftigt. Wir suchen in der Kannikegade ein Schmuckgeschäft, welches sehr gute Repliken alten Schmucks herstellt – und Frau R. wird fündig.

Anschließend schnudeln wir über die Vestergade zur Vor Frue Kirke, geben uns also das zweite religiöse Bauwerk des Tages. Auch hübsch, und eine schöne schlichte Krypta hats außerdem.

Weiter gehts immer noch über Vestergade, Vesterport und Vesterbrogade zur nächsten Touristenattraktion: "Den Gamle By" ist ein altes Dorf inmitten der Stadt, mit allem Handwerk und Kram und Schleuder, was man eben in einem Dorf so hatte. Für einen Dienstagnachmittag ist dieses Museum wirklich gut gefüllt – ich will gar nicht erst wissen, wie es dort am Wochenende aussieht! Wir verbringen dort reichliche zwei Stunden, bevor wir über die Torvaldsonsgade, Vester Allé und erneut Rådhuspladsen wieder unser Auto auf der Park Allé erreichen. Wie, das wichtigste wird unterschlagen? Miezenalarm! In einem Hinterhof schauten 3 Schnauzen unter einem Tor hervor. Eine hat sich getraut und sich über den Hof Richtung Fressnapf auf den Weg gemacht. Die anderen brauchten noch etwas. Nicht allein deshalb, weil sich etliche Touris bemüßigt fühlten, die Miezen zum Herankommen zu nötigen. Dazu waren sie aber zu schlau.



Zum Tagesabschluss schauen wir noch, ob der Nordre Kirkegård irgendwas hergibt, aber der Friedhof ist reichlich unspektakulär, und so reisen wir mit einem kurzen Umweg über einen tief in der Pampa gelegenen Supermarkt wieder ins Häuschen.

Der Abend endet wiederum mit Bier, Buch und baldigem Bettgang.

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22.07.2009 Horsens

Blick ausm Fenster – bääähks! Übles Mistwetter schlägt uns entgegen. Wir schauen kurz den Wetterbericht, welcher lokal etwas Sonnenschein für später vorhersagt. Und wir beschließen, dass wir mit Rücksicht aufs Klima nur eine Lokalrunde drehen. Auf dem Laufzettel für optionale Ziele steht Horsens, eine Stadt ca. 15 Minuten von unserem Häuschen weg. Von der Gemeinde haben wir absolut keine Vorstellung, die Touribroschüren geben auch nicht sehr viel her. Deshalb fallen wir ganz ohne Ideen ins Nest ein.

Horsens ist eine interessante Mischung aus alter Architektur und Industriestadt nebst Hafen. Der graue Himmel lässt die Stadt leider nicht sehr freundlich wirken, aber wir bekommen eine Ahnung davon, dass es hier im richtigen Sommer auch ganz nett sein kann.

Auf dem Weg vom kostenlosen Parkplatz am Hafen zur Innenstadt stolpern wir nach einem Gang durch niedliche Gässchen erstmal in die Klosterkirche. Von außen ein nicht sehr schmuckvolles Backsteinbauwerk, lässt uns die Inneneinrichtung nach Betreten erstmal zurückprallen – mit soviel Prunk hätten wir an diesem Platz nicht gerechnet. Leider ist es dank des Schlechtwetters so dunkel, dass für vernünftige Freihand- oder Einbein-Fotos kein Licht ist. Ich spurte also nochmal zurück zum Auto, um das große Stativ zu holen. Der Rückweg zur Kirche wird eklig, denn just in diesem Moment beginnt es richtig zu regnen, und ich komme pudelnass wieder im Bauwerk an. Meine geliebte Frau R. hat die Runde eigentlich schon hinter sich, wartet aber geduldig (und mit dem Platzregen im Hinterkopf), bis ich meine Panorama- und sonstigen Aufnahmen im Kasten habe. Ich habe gelesen, mich umgeschaut und meine Gedanken schweifen lassen. Also alles, was man im Urlaub so tun sollte. Wenn ich mich gelangweilt hätte, hätte ich mich dem Origami ergeben, denn es lag Papier aus. (Sicherlich Malpapier für die Kinder während des Gottesdienstes. Aber wenn Kreativität über einen herein bricht, sollte man jedes angebotene Hilfsmittel annehmen.)

Während meiner fotografischen Verrenkungen betritt eine weitere Familie die Kirche, welche ich auf Englisch um etwas Geduld bitte – ich brauche 5 Minuten im Altarraum für mich. Die Frist wird mir gern gewährt. Ich bedanke mich artig und stelle Sekunden später fest, dass es auch Deutsche sind. Wir verfallen in einen kurzen Plausch über dänische Sakralbauwerke, ich gebe ein paar Tips, und dann stimmt meine weibliche Gesprächspartnerin mit einer wirklich guten Stimme noch ein religiöses Lied an. (Der heizfrosch kann nicht wirklich wissen, ob es sich um ein religiöses Lied handelt, denn es wurde auf französisch gesungen. Und so viel ich weiß gehört Französisch nicht zu seinen ansonsten umfassenden sprachlichen Kenntnissen. Aber schön war's trotzdem. Und mindestens mittelalterlich. – Nachtrag heizfrosch: Das Lied endete jedenfalls mit "Amen!", so falsch dürfte ich deshalb nicht liegen.) Wir allein im Kirchenschiff mit einem hervorragend gesungenen Choral – doch, das ist ein wirklich schöner Moment.



Hernach laufe ich erneut zum Auto, um den Stativklopper wieder zu verstauen. Mit dem kleinen Marschgepäck kehre ich zum Torv zurück, wo meine Frau schon vor der Erlöserkirche wartet. Diese ist allerdings noch dunkler und gibt außer einer opulenten, geschnitzten Kanzel nicht viel her. Ich verzichte deshalb auf Fotos, und wir laufen eine kleine Tour durch die Innenstadt. Immerhin sind wir noch auf der Suche nach einen lokalen Brauerei, denn unsere Reserven reichen absehbar nicht bis zum Urlaubsende. Im Zentrum der City soll angeblich ein Brauhaus sein; dieses stellt sich allerdings als Café mit zwei kupfernen, vom Computer gesteuerten Braukesseln heraus, und das reizt mich nicht so sehr zum Einkauf. Dann eben anderswo.



Wir drehen noch eine Runde am Hafen entlang, haben dann aber auch genug gesehen und treten die Heimreise an. Zuhause gibts erstmal einen Kaffee für alle und für mich etwas Kost aus der Imbissbude – irgendwie habe ich einen riesigen Hunger, die frische Luft hier und die ungewohnte Bewegung tun ihr übriges.

Für morgen verheißt der Wetterfrosch auch nichts gutes – warten wirs ab.

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23.07.2009 Klejs, "Nordia Lys"-Kerzenmanufaktur

Der Wetterfrosch hat recht; früh schüttet es wie aus Kannen, und deshalb bleiben wir lange im Bett. Nach einem kleinen Frühstück nebst Fernsehberieselung zum Zwecke der Wetterforschung entscheiden wir uns wiederum für eine nur kurze Tour durch die Gegend. Ein paar Kirchen im 10-km-Radius locken, und Frau R. hat in einem Prospekt eine Kerzenmanufaktur gefunden – vielleicht bekommen wir dort ein paar nette Mitbringsel für die Schwiegereltern.

Wir rollen zuerst nach Rårup, wo an einer alten Quelle eins der größten Gotteshäuser im Gebiet Juelsminde stehen soll, mit einer netten Kapelle, Sarkophag und allem Drum und Dran. Wir finden die Kirche – aber sowohl die Kapelle als auch der Sarkophag bleiben unentdeckt. Komisch. Rårup ist allerdings auch zu klein für zwei Kirchen, also veralbert uns entweder die Literatur, oder wir sind (noch unwahrscheinlicher) im falschen Rårup … Egal, die Kerzenmanufaktur ist nur zwei Kilometer entfernt. Wir schlagen gegen 13.30 Uhr dort auf und stürmen erstmal den Shop. Der gibt allerdings in Sachen Vielfalt und Ideenreichtum nicht das her, was Frau R. sich erhofft hatte. Aber: Man kann Kerzen selber gestalten! Wir sind etwas scheu, und außerdem belagert eine Großfamilie mit geschätzten 281 Kindern den begrenzten Arbeitsplatz; deshalb verbringen wir die erste halbe Stunde ausschließlich mit Ideensammeln, Inspirationholen und simplem Herumstehen. Danach gibts aber kein Halten mehr: Wir gießen, basteln, ziehen, drehen, verdrehen und haben unsere helle Freude dran. Sehr schön auch, dass man am Ende eine "Bastelgebühr" nach der Masse des verbrauchten Kerzenwachses bezahlt – was einem später dazugestoßenen Familienvater leichte Schweißperlen auf die Stirn treibt, da seine Kinder wirklich opulente Kunstwerke geschaffen und dafür auch gleich die größten verfügbaren Rohlinge gewählt hatten …

Eigentlich schließt die Werkstatt um 16 Uhr, da die Manufaktur irgendwann ihr Geld auch mit dem Gießen von Kerzen für den Verkauf verdienen muss. Die sehr nette Eigentümerin hat aber überhaupt kein Problem damit, dass wir die Zeit eeetwas überziehen – immerhin findet sie unsere Werke auch recht kreativ, was Farben und Formen angeht. Wir sind stolz, verbringen noch etwas Zeit im Garten mit einem alten Hund, während unsere Wachskunstwerke herunterkühlen. Hernach verabschieden wir uns höflichst bis zum nächsten Mal. Denn falls das Wetter nächste Woche nochmal schlechter wird – wer weiß …

Das Basteln ist ja nicht so mein Ding. Aber Kerzen selbst zu machen, war eine der entspannendsten Erfahrungen, die ich in letzter Zeit gemacht habe. Man muss nicht auf Anhieb alles richtig machen. Wenn eine Form mal nicht so richtig gegossen wurde – einfach wieder hinein in den Bottich mit dem heißen Wachs. Und das Herstellen von Kerzen mittels tauchen ist eine sehr meditative Angelegenheit. Hierbei kommt es nur bedingt auf Geschwindikgeit an. Wenn ich mal nicht mehr mit Arbeit meinen Lebensunterhalt verdienen muss, dann werde ich 1. Pralinen selbst herstellen und 2. eine Kerzenmanufaktur mit Café eröffnen.



Ein kurzer Blick in den Kirchenkatalog lässt uns nachdenken: Sollte die Kirche in Hedensted der Beschreibung so gleichen wie die in Rårup der vorherigen, dann wäre die Anreise recht sinnlos. Wir beschließen, Hedensted irgendwann mal auf einem Nachhauseweg mitzunehmen und fahren heute lieber wieder direkt zum Häuschen. Die Terrasse ruft, Tee und Kaffee wollen vernichtet werden, und somit verläuft der Rest des Tages in aller Ruhe.

Abends raffen wir uns sogar noch zu einer Strandrunde auf und erkunden dabei die nähere Umgebung. Daraus wird am Ende dann ein Fast-zwei-Stunden-Spaziergang, der uns ganz nebenbei auch durch die Feriensiedlungen der Besserbetuchten führt – Ferienhäuser gibbet, da dröhnt dir der Schädel …



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24.07.2009 Silkeborg, "Aquarium"

Und wieder einmal ist der Wetterbericht eher negativ. Da Frau R. nicht allzu gut geschlafen hat, bringt das heutige Tagesprogramm einen entspannten Ausflug nach Silkeborg ins dortige "Aquarium". Das ist, wie es der Name schon vermuten lässt, ein großes Aquarium bzw. sogar mehrere, in denen die heimische Unterwasserfauna und -flora geballt gezeigt wird. Pünktlich mit Ankunft auf dem Parkplatz geht erneut ein grandioser Gewitterguss nieder; diesmal verlassen wir den Blechkasten aber gar nicht erst, sondern sitzen die Husche aus. In dieser Zeit stellen wir fest, dass ein guter Teil des "Aquariums" aus einem Außengelände besteht – wir werden sehen, ob das bei diesem Wetter die richtige Entscheidung war … In dem Fall meine Entscheidung und persönlicher Wunsch.

(Dramatische Pause.)

War es dann doch, denn wir können zwischen den einzelnen Schauern immer wieder im Gebäude Fische, Schlangen, Frösche, Wasserflöhe und anderes betrachten gehen. Frau R. hat sich allerdings in den Otter verliebt, ein ziemlich publikumsgei...-suchendes Tier, welches ab ca. 15 anwesenden Personen alles gibt, ansonsten aber recht einsam lebt und schon leichte Zeichen eines Käfigkollers zeigt. Ich finde Otter schon immer toll. In der freien Natur sind sie mir zwar am liebsten, aber wenn so ein putziges Kerlchen alles an Clownerie zeigt, was er drauf hat, dann bin ich hin und weg.

Auch nett sind die Minks (Minke?), welche in unserem Beisein mit totem Fisch und toten Küken beworfen bzw. gefüttert werden. Der Mink an sich bevorzugt offensichtlich Geflügel, der Fisch liegt noch eine Stunde später unbeachtet im Außengehege. Nebenan üben die Waschbären Pfahlsitzen bzw. -klettern, der Biber verpennt den Nachmittag, ein einsamer Stör stört niemanden möhr (Ha, haha!), die Hechte haben das Jagen schon lange verlernt, und ganz nebenbei fangen die dänischen Gören an, mich zu nerven – völlig rücksichtslos marodieren sie herumspringend und -rempelnd durchs Objekt, und wenn man denkt, dass das den Eltern irgendwann peinlich wird: denkste, die machen mit.



Im Supermarkt verbraten wir am Ende der Tour den guten Teil von Frau R.'s Jahreseinkommen in Tuborg Classic und Kongens Bryg Mørkt Hvidtøl; die Preise für dänische Agrarprodukte können uns schon länger nicht mehr schocken. Von der Tatsache, dass wir im Urlaub bis jetzt tatsächlich ca. 10 EUR je Tag und Person ausgegeben haben, zeigt sich Frau R. allerdings beeindruckt, was ich ihrer Müdigkeit zurechne.

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25.07.2009 Teil 1: Toftlund (bei Aabenraa) und Fredericia

Tief in der nordschleswischen bzw. süddänischen Tradition verwurzelt ist das Einhauen bzw. Einstechen von Dingen bzw. auf Dinge vom Pferde aus. Letzteres ohne bzw. Deshalb gilt das Ringreiten in Südjütland als eine Art Volkssport, und die Pferdekarawane zieht durchs Land, um in vielen kleinen und großen Orten Turniere in eben jener Sportart abzuhalten. Wir beschließen, uns den Spaß in Toftlund anzusehen. Insgeheim vermuten wir ja Volksfestcharakter, aber es geht dann doch sachlicher zu als gedacht. Die Anreise gestaltet sich sportlich durch mehrere satte Regengüsse. In Toftlund selber hilft uns eine sehr nette Dame mit hervorragenden Deutschkenntnissen, den Weg zum Turnierort zu finden ("Heute ist hier ein Turnier? Oh, warten Sie, da muss ich selber fragen … Ja, gleich hinterm ALDI nach rechts rein!"). Und über meine zusätzliche Frage nach einer Touristeninformation zerkrümelt sie sich auf offener Straße ("Das hier ist Toftlund!") …

Wir finden den Sportplatz ohne weitere Probleme und mischen uns unters Reitervolk. Es ist allerdings fast nur Reitervolk anwesend, so dass wir pferdelosen Touristen etwas argwöhnisch beäugt werden. Aus Rache hänge ich mir das 40-150 mm an die Kamera und schieße Dänen mit den unglaublichsten Gesichtsausdrücken beim Versuch, einen ca. 3-4 cm großen Ring mit einem Speer von einer Aufhängevorrichtung herunterzustechen – und das ganze im Galopp. Wir sehen sogar eine Reiterin, unter der selbst das Pferd echt zierlich wirkt; ich habs leider nicht übers Herz gebracht, ein Foto von ihr zu machen, die Erinnerung an meinen eigenen Bandscheibenvorfall war zu deutlich, und ich fühle immer noch mit dem Pferd. Und heizfrosch hatte einen Fan: Ein Rappe konnte seinen Blick nicht von ihm wenden. Entweder war es der ungewöhnliche Anblick der Kamera auf dem Stativ oder das Tier war mediengeil. Wir werden es nie erfahren!



Nach ungefähr 90 Minuten ist das Turnier, dessen Regeln wir nicht begriffen haben, irgendwie zu Ende (oder es ist Mittagspause) – wir verlassen deshalb das Gelände und überlegen, ob wir den angerissenen Tag mit einer Tour nach Fredericia füllen. Auf der Autobahn entscheiden wir uns noch mehrfach um, da die Schlechtwetterfronten immer kreuz und quer über uns drüberziehen. Zum Schluss fallen wir doch in die Stadt ein, finden die Touristeninformation nicht, bekommen an keinem Geldautomaten der Stadt Geld (weil das Geldautomatensystem offensichtlich außer Funktion war) und gelangen am Ende der Straße auf die alten Wallanlagen. Diesen folgen wir mal im Regen, mal in der Sonne, bis wir, sehr zu meiner großen Verblüffung und noch viel mehr zum jubelnden Triumph von Frau R., tatsächlich keine 100 m von unserem Auto wieder auf die Straße treffen. Ich triumphierte deshalb, weil mir der ansonsten pfadfinderisch und orientierungsmäßig überlegene heizfrosch nicht glauben wollte, dass wir ebenda unseren Rundgang begonnen haben. Nettes Detail am Rande: Wo andere Städte freundliche Ampelmännchen oder zumindest recht sachliche Piktogramme haben, stehen in den Fredericiaischen Fußgänger-Lichtsignalanlagen bewaffnete Soldaten Gewehr bei Fuß. Uff. Ich entschuldige mich hiermit übrigens bei dem Autofahrer, welcher extra wegen mir anhalten musste, ohne dass ich die Fahrbahn überquert habe – aber ich brauchte das Bild vom grünen Ampelsoldaten, und das ging nur mit einem Rot für die Autos …

Und noch eine Premiere bringt der Tag: Die extra für den Urlaub gekauften Windbreaker kommen tatsächlich auch zum Einsatz und bestehen den ersten Test mit Erfolg.



Was uns dann jedoch erwartet, ist mit "Mist!" nur ungenügend umschrieben: Auf der Heimfahrt geraten wir an der gleichen Stelle vor Vejle in den gleichen besch*ssenen Riesenstau wie schon bei unserer Anfahrt letzten Samstag. Frau R. wird leicht ungehalten (Ich war die Ruhe in Person! Und man wird doch mal schnaufen dürfen.), und ich spüre sofort wieder dieses Reißen in den Füßen … Eine geschlagene Stunde später haben wir den Krampf (offensichtlich verursacht durch einen heißgelaufenen britischen Oldtimer, gepaart mit Gaffern!) endlich hinter uns, fassen in Juelsminde noch schnell Bargeld am Automaten, sehen einen herrlichen Regenbogen und rollen dann in Richtung Haus und Spaghetti.

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26.07.2009 Moesgård

Die Vorhersage für heute: morgens schön, mittags schön, abends schön. Die Realität: nah dran. Es scheint nicht durchgängig die Sonne, aber es regnet einen ganzen Tag lang nicht, und die Wolken verziehen sich auch öfter.

Wir fahren deshalb nach Moesgård bei Århus, wo sich das gleichnamige Moesgård Museum befindet, eine weitläufige Park- und Waldanlage. Am Ende dieser Anlage sind der Strand und das Meer – und 200 m davor das größte Wikingertreffen des Sommers! Ungefähr 400(!) Männer in Rüstungen und Waffen nebst Frauen, Kindern, Pferden, Zelten und Krams sind angereist, und dazu tummeln sich bestimmt viermal so viele Gäste im Gelände. Eine wirklich große Veranstaltung lädt also ein. Wir finden spontan den besten Parkplatz, bezahlen Eintritt fürs Wikingermuseum, schauen uns dort schnell um und laufen dann die ca. 2 km durch Wald und Wildnis in Richtung Treffenlandschaft. Die Ausschilderung ist theoretisch richtig – praktisch sorgen ein paar extra für dieses Wochenende errichtete Zäune dafür, dass wir mitsamt etlicher anderer Besucher erstmal in einer Sackgasse landen und dann einem schlammigen Pfad folgen, um den eigentlichen Eingang zu finden. Danach empfängt uns dann schon Gebrüll, denn die komplette Kriegermeute hat sich gerade die Köpfe eingedroschen und bekommt dafür gebührenden Applaus. In Erwartung etwaiger Ereignisse verbleiben wir auf der Wiese. Das Ereignis stellt sich in Form frei gelassener Pferde dar. Mein Verhältnis zu diesen Tieren ist etwas angespannt, weil ich sie nicht mag und die Viecher das auch wissen. Und daher kommt auch gezielt ein schwarzes Pferd direkt auf mich zu. Ich suche die Nähe von Herrn Hausmann, was sich als Fehler herausstellt, denn die Pferde finden ihn, seine Kamera und das Stativ mal wieder faszinierend. Ich beschließe: Zum Ende des Tages mache ich ein Foto mit dem Arbeitstitel "heizfrosch und sein Freund das Pferd".

Wir zirkeln deshalb weiter durchs Lager, schauen eine Weile beim Bogenschießen zu (Ich würde ja gern mal wieder den einen oder anderen Pfeil verschießen. Aber es steht solche eine Menge an, dass ich es doch lieber sein lasse.), laufen dann runter an den Strand. Dort erwartet uns erstmal ein leichter Besucherstau; später schließen wir uns zwei Wikingergruppen an, welche zum Köpfe-Einschlagen-Übungsplatz marschieren. Dort kommt es zu etlichen lustigen, aber noch recht unmotivierten Scheinscharmüzeln zwischen Kämpfern diverser Nationalitäten. Allgemeine Regeln werden festgelegt und erste Wortgefechte ausgetragen. Die anwesenden Russen sind besonders eifrig und martialisch dabei. Und wenn die Truppe mal nicht spurt, ist ein Strafsprint zur nächsten Flagge und zurück angesagt. Rechtzeitig zum großen Showdown erreichen wir gute Plätze auf der von Pferdeäpfeln bereits übersähten Zuschauerwiese. Wir setzen uns nicht – viele andere Leute schon. Respekt. Jedenfalls für die, welche das Unglück geschickt vermeiden. Ein paar andere dürften jetzt noch grübeln, ob und wie sie sich ins Auto setzen …

Das große Metzeln beginnt mit einer Schlacht Sippe gegen Sippe. Es geht darum, dass sie Siedlung vor den vom Meer kommenden Angreifern verteidigt wird. Ich bin mir nicht sicher, wer gewonnen hat. Auf alle Fälle gehörten zu den Angreifern auch die deutschen Wikinger. Und natürlich die Russen. Mit denen durfte mich heizfrosch auch noch fotografieren. Und man nannte mich sogar "Djewuschka". Na ja, wenn die wüssten... Aber wahrscheinlich lag's an Harald, der sich auf meine Schulter geschmiegt hatte. Danach folgt eine Reitvorstellung auf isländischen Pferden, einer Rasse, welche eher in die Richtung Pony geht und einen Laufstil ähnlich der Mongolenpferde hat. Durch kurzes Trippeln bleibt der Reiter relativ ruhig im Sattel und kann, wie demonstriert wird, auch einen Becher Bier ohne Verluste über die Distanz bringen. Anschließend kommt es zum Kampf Mann gegen Mann, und der letzte Stehengebliebene wird frenetisch bejubelt. Und es kam nicht zum oben angekündigten Foto mit Pferd. Der Zauber zwischen Herrn Hausmann und den Reittieren schien gebrochen. Aber vielleicht lag es auch daran, dass es eine Portion Heu gab. Für die Pferde, nicht für Herrn Hausmann ;-)

Wir kreisen nochmal kurz durch die Zeltstadt, danach brechen wir wieder in Richtung Museum auf. Wir verlieren (auch durch die wie erwähnt nur theoretisch richtige Ausschilderung) kurz die Orientierung, erreichen aber nach ca. 1,5 Extra-Kilometern doch das vertraute Automobil. Frau R. ist etwas ferdsch uff de Beene, ich schohfiere sie deshalb schnellstmöglich nach Hause und auf die Couch.

Moesgård ist mit Veranstaltungen eine der wirklich guten Wikinger-Freilicht-Museen. Wir haben zwar schon alles mögliche mit Wikingerlager, Wikingermarkt, Wikingerkampf gesehen. Aber hier konnte man sich wirklich mehrere Stunden aufhalten, ohne dass es langweilig wurde. Lag sicherlich auch an der Lokation. Mit Sonne, Strand und Meer ist doch alles irgendwie viel stimmungsvoller. Die dänische Armee schien auch ein Interesse an den Kampfhandlungen zu haben. Oder wie lässt es sich sonst erklären, dass zur Verletztenvorsorge und Zuschauerordnung Uniformierte anwesend waren, wo doch vielleicht das Rote Kreuz und ein Sicherheitsdienst genügt hätten? Man weiß es nicht.



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27.07.2009 Ruhetag

Das Wetter ist nicht so schlecht, wie es die Wetterprognose befürchten ließ. Es ist zwar stark bewölkt. Aber bei 24° C lässt es sich bequem auf der Terrasse sitzen und lesen. Außerdem lockert es nachmittags auf. Ich habe mir gestern tatsächlich einen kleinen Sonnenbrand zugezogen: linkes Ohr und Augenbraue. Die skandinavische Sonne ist wirklich gnadenlos, wenn sie scheint. Für morgen und übermorgen ist Sonne angekündigt, also werde ich mich komplett in Sonnenbalsam eintauchen. Aber bis dahin ist faulenzen angesagt. heizfrosch hat sich auf den Weg zu einer ausgedehngten Fototour gemacht. Es sei ihm gegönnt. Ich hätte wahrscheinlich nach einer Stunde gequengelt, weil ich mich gelangweilt hätte. Da sitze ich doch lieber mit einem guten Buch auf der Terrasse und genieße das Leben. Der Nachbar gegenüber geht mir zwar etwas auf die Nerven, denn es wird in unregelmäßigen Zeitintervallen die Kreissäge betätigt. Aber in Dänemark halten anstrengende Aktivitäten nie lange an. Es wird schon seit 1 Woche an einer Terrasse gebaut. Der Unterbau ist fertig und wurde bereits mit einem Grillabend eingeweiht. Was jetzt noch zu bauen ist, sehen wir hoffentlich noch vor unserer Abfahrt. Der Däne nimmt es wie gesagt sehr gelassen. Und das die Leisten nicht 100 % gerade geschnitten sind – wen juckt's!

Der heizfrosch beginnt gegen 14 Uhr eine Solo-Tour mit dem Auto über Land. Faultage sind traditionell auch Fototour-Tage, zumindest wenn das Licht es zulässt. Heute stimmt die Mischung nicht ganz, aber ich will wie erwähnt auch mal die nähere Umgebung erkunden. Was an Lichtbildern herausgekommen ist, seht ihr unten – es hat eigentlich wenig mit der Rundreise zu tun, denn die Landschaft mit ihren Hügeln, Wellen, Tälern, Baumreihen und kleinen Dörfern lässt sich nicht ansatzweise in ihrer Pracht ablichten … Die Route ähnelt auf der Karte einem Schnittmusterbogen und mäandert durchs Gelände zwischen Juelsminde und Hedensted, deshalb zähle ich nur kurz die durchfahrenen Orte auf: Åstrup, Rårup, Gramrode, Klejs, Vesterby, Barrit, Staksrode bis runter zum Staksrode Skov, Hyrup, Stouby, Gammelby, Stouby Kirke, Belle, Daugård, Ørum (sehr schönes Dorf!), Hedensted (nun doch, und die Kirche gibt von außen nicht sehr viel her – leider konnte ich sie nicht von innen besichtigen), Store Dalby (auch ganz nett), Sønder Aldum, Bråskov, Hornsyld, Ravnholt und über Rårup, Åstrup wieder zurück nach As Vig. Gegen 18.45 Uhr komme ich wieder im Häuschen an, und nach einem kurzen Abendbrot gehts zur Abendgestaltung auf die Terrasse.

Allerdings heute nicht sehr lange, denn gegen 21 Uhr fängt es an zu regnen, und ab ca. 22 Uhr schüttet es wie aus Eimern – und das die halbe Nacht durch. An und für sich ein gutes Zeichen, denn bisher war es immer so: Abend schön – Tag danach Mistwetter. Das lässt für Dienstag nur gutes hoffen.



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28.07.2009 Odense

Wir finden gegen 7 Uhr(!) aus dem Bett, und kurz nach 9 Uhr brechen wir nach Odense auf. Die Stadt liegt auf Fünen, eine Insel weiter in Richtung Seeland. Vom Festland aus führt bei Kolding die kleine Schwester der Størebæltbrücke nach Middelfart, und schwupps simmer druff. Bis nach Odense hinein verläuft die Reise problemlos. Wir finden einen niedlichen kleinen Parkplatz (und stellen später fest, dass es derer scheinbar etliche gibt) und bewegen uns erstmal in Richtung Touristeninfo. Als wir diese verlassen, schwebt eine dicke schwarze Wolke plötzlich über uns, und es beginnt zu nieseln. Ne, nä?

Wir sitzen den Minischauer in Skt. Knud aus – das ist Odenses schöne Domkirche, in der u.a. Hans Christian Andersen konfirmiert wurde. H.C.A. ist übrigens in Odense omnipräsent; kein Wunder, wurde er doch hier geboren. Weiter gehts dann nach Sct. Albani, einer nicht ganz so alten, aber dafür katholisch überladenen kleineren Kirche. Von dort wandern wir durch die wunderschöne Innenstadt (Leute, schaut in die Innenhöfe!) zur Vor Frue Kirke, über Nedergade, Overgade und (im Kreis durch Møntergaarden, einem rekonstruierten und sehr grünen alten Stadtkern) nochmals Nedergade zu Skt. Hans. Anschließend umrunden wir das relativ kleine Schloss und den königlichen Garten und flanieren weiter durch die herrliche Innenstadt und Fußgängerzone. Falls übrigens bisher der Eindruck entstanden sein sollte, dass wir nur von Kirche zu Kirche hopsen: Das ist mitnichten der Fall. Diese liegen zwar am Wegrand, aber wir bekommen auch vom Rest der Stadt genug mit. Den Tourabschluss soll eigentlich Ansgars Kirche bilden, aber dort hat der Pfarrer ein "Schöne Grüße: Wegen Ferien geschlossen!"-Schild hingehängt. Prima – extra einen Umweg eingelegt, und dann ist die Bude auch noch zu. Grrr! Verpasst haben wir aber wahrscheinlich eh nicht viel, denn die Kirche ist erst am Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet worden.

Odense ist eine Stadt, die wir gerne weiterempfehlen; die Innenstadt ist eine hervorragende und behutsame Kombination von Alt und Neu! Und ich bin ständig stehen geblieben um "Oh!" und "Ah!" und "Schau doch mal!" zu rufen. Fachwerkhäuser wohin das Auge schaut. Obwohl auch hier gilt: Lieber belagern, als drin wohnen. Zumindest könnte ich mir vorstellen, dass die Räume klein und dunkel sind. Aber für den Touri ist alles ganz toll und beeindruckend. Odense hat eine schöne geschlossene Innenstadt mit Fußgängerzone. Wenn man will, kann man sich gut dort verlustieren. Und wenn nicht – so wie wir – schlägt man sich einfach durch die vielen malerischen Gassen. Im Prinzip ist Odense nicht groß. Aber durch das Hakenschlagen läuft man etliche Kilometer ab. Für Museen bleibt nicht genug Zeit. Das wäre aber die Schlechtwettervariante gewesen. Eines ist mir aber doch aufgefallen: Jütland ist fest in deutscher Hand. Also urlaubsmäßig! Man sieht viele sächsische und anhaltinische Nummernschilder. Und manchmal fällt der deutsche Touri einfach nur durch laut sein auf. Sehr unangenehm. Damit wollen wir gar nicht in Verbindung gebracht werden. Nach gut sechs Stunden Fußmarsch dann langsam etwas lahm, bewegen wir uns in Richtung Parkplatz und treten die Heimreise an.



Es folgt ein kurzer Einkauf, dann verführen mich aber das hervorragende Wetter und die niedlichen Wölkchen nochmal zu einer Überlandtour. Ich schmeiße Frau R. am Haus aus'm Auto, sage schnell Lebwohl und drehe meine Runde. Auf einem Acker bei Klejs laufe ich mir ca. 2 cm hohe Schlammabsätze an die Füße, und da ich damit schlecht das Auto meiner Frau betreten kann (bzw. darf), dauert die Rückfahrt etwas länger, denn ich muss erstmal den Dreck von den Absätzen kratzen – und der ist hartnäckig!

Der Abend auf der Terrasse wird recht sonnig, was für Mittwoch nix gutes erwarten lässt.



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29.07.2009 Ribe

Bingo! Das Wetter ist grau, allerdings nicht grauenhaft. Eher mittelgrau. Wir gehen es deshalb endgültig an und beginnen die letzte Langtour – die Reise geht nach Ribe, der ältesten Stadt Dänemarks. Diese liegt ca. 120 km entfernt von unserem Urlaubsort, und es war eine weise Entscheidung meines geliebten Eheweibs, den Wecker doch schon um 7 Uhr klingeln zu lassen – das möchte ich hier explizit nochmal erwähnt haben, weil es Frau R. glücklich macht und erneut ein Gefühl des Triumphes verschafft. :) Nicht zu unrecht! Und man soll ja schließlich auf sein Eheweib hören.

Wir begrüßen die Tatsache, dass neben dem offiziellen und bereits am Vormittag völlig überfüllten Parkplatz tapfere Leute auf der Wiese nebenan eine weitläufige wilde Parkfläche geschaffen haben. Das erspart uns weiteres Herumgurken mit dem Auto. Anschließend müssen wir uns nur noch durch einen wöchentlich stattfindenden Trödelmarkt prügeln, und schon sind wir an der Touristeninfo. Wir schnappen uns etwas Literatur und einen Stadtplan, und dann gehts richtig los. Wir hätten auch eine 1,5-stündige geführte Tour buchen können. Aber da kann man sich ja nirgendwo so lange aufhalten, wie man es vieleicht gern möchte. Gottseidank gibt es eine Broschur "Stadtwanderung auf eigene Faust", und die machen wir.

Wahrzeichen der Stadt Ribe ist der Dom, welcher durch seine bemerkenswert asymetrische Form auffällt. Diese resultiert aus der Tatsache, dass in der Weihnachtsnacht 1283 einer der Türme einfach eingefallen ist und der Wiederaufbau bis 1333 im Zeichen der Wehrhaftigkeit stand – man mauerte einen schlicht klotzigen, viereckigen Turm in die Höhe, ähnlich wie den im Schloss Helsingør. Wie bei allen alten Kathedralen ist den Leuten die äußere Form damals relativ egal (wenn auch nicht ganz unwichtig) gewesen es kam hauptsächlich auf die inneren Werte an; und diese sind in der Frauenkirche (also dem Dom) auch recht ansehnlich. U.a. gefällt eine Plastik, welche einen jungen Mann dabei zeigt, wie er einen Alten in den Staub tritt … Der Dom zu Ribe kann zwar nicht mit dem Dom zu Roskilde mithalten. Aber er ist wirklich einzigartig und raubt einem den Atem. Die beiden restaurierten Kalkmalereien an den Säulen im Mittelschiff ziehen sofort meine Aufmerksamkeit auf sich und während meiner Tour durch den Dom (ich nehme mir wie immer Infomaterial mit und versuche, so viel wie möglich zu lernen) schaue ich immer wieder hin. Sind sie noch da? Ja. Gut. Ich bin weiß Gott nicht religiös, aber manchmal gibt es Orte und Momente, wo mich so etwas wie Spiritualität anhaucht. Leider haben wir uns einen Tag ausgesucht, an dem es nur so von Touristen wimmelt. Oder ist das hier immer so? Jedenfalls wimmelt und wuselt es in der Kirche. Und der Lärmpegel stört mich immens. Können die nicht lesen? Genau am Eingang steht ein Schild, auf dem um Ruhe gebeten wird.

Und danach beginnt eine längere, jedoch kurzweilige Tour durch die herrlichen Gässchen der mittelalterlichen Stadt. Es war eine gute Entscheidung, erst Odense zu besichtigen und dann Ribe. Denn Ribe ist die schönste mittelalterliche Stadt, die ich bisher gesehen habe. Die gesamte Stadt haut einen um. Wie ich gelesen habe, hat Ribe ihren Charme dem Austrocknen des Flusses Ribe Å zu verdanken. Dadurch verlor die Stadt ihre Bedeutung als Handelsmetropole. Man baute die nördlich gelegene Stadt Esbjerg als Handelszentrum aus, was Ribe in eine Art Dornröschenschlaf versetzt hat. Im 19. Jh. kam man auf die Idee, diese intakte mittelalterliche Stadt für den Tourismus attraktiv zu machen. Also setzte eine intensive und doch vorsichtige Restaurierung ein. Und das merkt man noch heute. (Im übrigen nicht nur an Ribe, sondern vielen anderen dänischen Städten und Kirchen.) Es scheint, dass die Dänen alles vor allem für sich selbst erhalten und sehr stolz auf ihre Geschichte sind. Der historische Stadtkern ist als solcher bewahrt geblieben. Man hat die Stadt nicht nach außen gebaut. Und wenn im Zentrum ein Haus neu gebaut wurde, fällt es im Ensemble kaum auf. Der Dom dominiert alles und wenn man an Ribe vorbei fährt, fühlt man sich in der Zeit zurück versetzt. Meiner Meinung nach gehört die ganze Stadt ins UNESCO-Weltkulturerbe. Ist sie aber nicht. Dazu sind die Dänen zu schlau ;-) Eins hat mich aber doch enorm gestört. Die Innenstadt ist nicht autofrei. Man kann sogar überall kostenlos parken (zwar zeitlich begrenzt, aber immerhin). Das führt dazu, dass überall Touris herumkurven (manchmal sogar mit ihren Wohnmobilen) und sich möglichst in der Nähe des Doms abstellen wollen. Dabei täte dem einen oder anderen Touri ein etwas größerer Fußmarsch durchaus gut... Aber alles in allem habe ich Ribe in mein Herz geschlossen und würde jederzeit wieder hinfahren! Bei Sonnenschein muss es ein wirklich wunderbares Erlebnis sein, aber auch wir können trotz des Mistwetters (So schlecht war es eigentlich nicht. Es wurde mit der Zeit immer wärmer und geregnet hat es auch nicht.) der Altstadt einiges abgewinnen – u.a. einen dicken, fetten Schokoladenkuchen, der uns den morgigen Faultag versüßen wird. Frau R. bekommt jede Menge Miezen(voll!)kontakt und kurz vor Abfahrt auch noch eine Zimtcremeschnecke (vom Konditor mit dem dicken, fetten Schokoladenkuchen), welche sie in Verzückung versetzt. Der dicke, fette Schokoladenkuchen heißt übrigens "Rådhustærte" (also "Rathaustorte"), und die nette Verkäuferin zerbröselt fast vor Lachen, als sie meine Lautdeutung vernimmt. Sie spricht das Wort auf dänisch aus, und ich schwöre, dass ich es mir nicht merken konnte, weil es mit den vorkommenden Buchstaben, jedenfalls für meine Ohren, nichts zu tun hatte. Die Zimtschnecke ("Snegel") war da um vieles einfacher und problemlos zu ordern … (Und ich stand draußen, bewachte die teure Fotoausrüstung und rätselte, was heizfrosch und der Verkaufskörper so zu giggeln hatten. Es sah von außen wirklich sehr nach Spaß und Dollerei aus.)



Wir wären gern noch ein bisschen weitergelatscht, aber wir wollen noch ins Ribe VikingCenter am Rande der Stadt, eine etwas weitläufigere Anlage mit Häusern, Zelten und der gewohnten Ausstattung nebst Urlaubswikingern. Wir bekommen dort nach einem entspannten Rundgang eine kurze Bogenschießvorführung, und dann dürfen noch ein Kauz und ein Falke ihre Flugkünste beweisen. Ich halte 80 DKK Eintritt pro Person für nicht gerechtfertigt. Im Prospekt standen immerhin noch 60 DKK. Das wäre vollkommen in Ordnung gewesen. Und ohne die Falknershow wäre ich auch nicht hingegangen. Witzig fand ich, dass hier zumeist deutsche Urlaubsvikinger die Häuser bevölkerten. Und witzig war auch, dass wir von den dänischen Vikingern (also den echten ;-)) gegrüßt wurden. Hatten wohl Angst vor uns ;-) Kurz vor der Falknershow hatte ich einen Anfall von Moral und Gewissensbissen, als ich den Kauz und den Falken im Zelt angebunden sah. Wer sind wir denn, dass wir Tiere in Gefangenschaft halten, damit sie uns Kunststückchen vorführen? Aber die Vögel machten einen guten Eindruck. Der Falkner meinte zwar, das Vögel nicht besonders intelligent sind. Aber beim Falken hatte ich ab und zu den Eindruck, dass er in sich hinein gekichert hat. Besonders, als er auf einer Zeltstange saß. Da war ich mir nicht so sicher, ob er nicht doch das Weite sucht. Aber das Fleisch in Herrchens Hand hat ihn dann doch gelockt. Herausragend empfand ich die geschnitzten Skulpturen am Eingang des Vikingerzentrums: Die 3 Nornen (überlebensgroß und schwarz gefärbt), die den Lebensfaden spinnen. Das wars mit Ribe, es hat sich gelohnt. Ab gehts nach Hause, der Schokokuchen will schließlich heute noch angebrochen werden! Hat der heizfrosch dann aber doch nicht gemacht. Wegen der schlanken Linie und so :-P Lieber morgen fasten und dann die halbe Torte auf Ex. Da froit sich der Cholesterienspiegel.



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30.07.2009 Faultag

Für heute ist nix geplant, die Wettervorhersage lässt eh nichts gutes hoffen. Wir schlafen aus und frühstücken spät. Der Wind weht, wie an den Dänenflaggen in der Gegend abzulesen ist, derweil steif aus Süden. Sehr steif. Gegen 12.30 Uhr beschließe ich aber, dass es mich nicht im Haus hält. Draußen lacht gerade die Sonne; ich schmiere mich deshalb vorsichtshalber mit Sonnencreme ein, schnüre mein Päckchen und beginne gegen 12.45 Uhr einen Fußmarsch durch die Gegend. Ca. 12.49 Uhr komme ich am Strand an, bestaune die mit ungefähr 20 cm recht hohen Wellen und spüre ein paar Tropfen auf der Haut. Ich drehe mich um und erblicke etwas, das aussieht wie die Unwetterwolke in der Karadhras-Szene im ersten Teil der Herr-der-Ringe-Filmtrilogie. Ich habe gerade noch Zeit genug, "Sch…!" zu denken, als der Regen auch schon losgeht. Gegen 12.54 Uhr erreiche ich unser Haus – klatschnass und stinksauer. Unsere Nachbarn (welche mal wieder an irgendwas herumbasteln – etwas weiter unten lasse ich mich dazu noch näher aus) stehen unter ihrem Vordach und begrüßen mich über beide Ohren grinsend. Ich brülle ihnen ein "That's not fair!" zu und betrete zum großen Erstaunen von Frau R. die heimische Hütte. Endlich wieder zu Hause!

Lange hälts mich dort aber nicht. Um 14 Uhr schnappe ich mir das Auto und drehe (begleitet von abwechselnd blauem Himmel und dicken Wolkenfetzen) eine Runde durch die Gegend. Der Himmel zieht immer dicker zu, und für eine Stunde gießt es z.T. wieder wie aus Kannen … Als ich gerade endgültig hinschmeißen will, kommt aber Licht am Horizont auf. Nanu?! Das wird doch nicht etwa?! Doch, es wird, und zwar heller und sonniger. Endlich komme ich dazu, ein paar Panoramaaufnahmen von der Gegend zu machen. Juhu!

Da der dicke, fette Schokokuchen mit der Zeit aber immer lauter ruft, kehre ich gegen 17 Uhr endgültig heim. Meine Frau hat das Konditoreiprodukt schon angeschnitten und meint, dass es eine echte Herausforderung ist; es entpuppt sich als Schokoguss-Schokocreme-Orangenmarmelade-und-noch-mehr-Süßkram-Torte. Herrlich! Ich schaffe gerade mal ein kleines Stück und bin pappsatt. Deshalb schmeiße ich den Schlepptopp an, um die Jagdbeute der Fototour zu sichten. Sekunden später trifft mich der Schlag: Mein neu erworbener B+W-Grauverlauffilter produziert ausgerechnet an meinem Sahneobjektiv üble Doppelbilder. Drei Panoramen im Eimer, zwei Stunden Autofahrt fast umsonst – ich könnte heulen! Klar, ich hab die Bilder im Kopf, aber auf dem Rechner wären sie mir noch lieber …



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31.07.2009 Letzter Tag

Jetzt ist er also unvermeidlich angebrochen: unser letzter kompletter Tag in Dänemark für dieses Jahr. Der Wind pfeift immer noch recht deftig, aber früh blinzeln schon mal blauer Himmel und Sonnenschein ins Zimmer. Wir schlafen trotzdem nochmal richtig aus, frühstücken ausgiebig, planen unseren letzten Einkauf, sammeln die leeren Flaschen zusammen. Dann fahren wir aber erstmal nach Snaptun und laufen von dort aus weiter an den Strand von Hundshage. An diesem Strandstück soll es ja von Versteinerungen nur so wimmeln, und wir wühlen uns ungefähr eine Stunde lang durch Steinhaufen, zerkloppen Geröll, drehen Tonnen von Kieseln um; tatsächlich finden wir sogar den einen oder anderen versteinerten Wasauchimmer. Wobei sich Frau R. auf wundersame Weise eher zu den Hühnergöttern hingezogen fühlt, welche hier in den Gewichtsklassen von 20 bis 5.000 g zu finden sind. Die gute Nachricht ist: Wir haben nicht alles mitgenommen, Hinfahren lohnt sich also auch noch für euch. In der Fernø: Hjarnø, eine kleine Insel in der Bucht von Horsens, die man mit der Fähre in 5 Minuten erreichen kann.

Danach zerre ich meine Frau ins Auto und drehe mit ihr nochmals eine Runde über die Dörfer – ich will die Panoramen schießen, welche gestern am verfluchten Grauverlauffilter gescheitert sind; und die gestern zufällig entdeckte und für nett befundene Kirche von Uth möchte ich ihr auch noch zeigen. Als wir am Panoramaplatz 1 ankommen, zieht sich gerade ein seeehr breites dunkles Wolkenband vor die Sonne. Am Panoramaplatz 2 siehts nicht anders aus. Und die Uth'sche Kirche ist heute (aus welchem Grund auch immer) geschlossen. Frau R. hats daraufhin verdient satt, und die Aktion erfährt einen spontanen Abbruch.



Wir erledigen in Juelsminde den Einkauf, und dann gehts ab nach Hause – wo ich erneut meine Frau nebst Shoppingtüten flink aus dem Auto werfe und mich mit einem "Jetzt erst recht!" nochmals auf Panoramajagd begebe. Und diesmal glücken wenigstens 50 Prozent der Pläne. Uff, jetzt reichts aber wirklich!



Wieder zuhause angekommen, pfeiffe ich mir ein weiteres Stück des dicken, fetten Schokokuchens rein, welcher schon unter bedenklicher Schwindsucht leidet. Die letzte Portion wird mein morgiger Kraftspender für die Heimreise …

Nach dem Abendbrot brechen wir zur letzten Strandrunde auf. Ich schaffe es endlich bis knapp unter die Knie ins Wasser; weiter muss aber auch nicht sein, denn die Brühe ist wie vermutet eiskalt. Tapfer kämpfe ich mich 10 Minuten durchs kühle Nass, bis ich meine Füße nicht mehr spüre. Wir sammeln dann noch eine handvoll Muscheln, winken den Enten und verabschieden uns vom Strand. Anschließend gibts ein heftiges Ginger Ale für Frau R. und ein letztes Guiness für mich, danach wird gepackt. Das geht schneller als gedacht, und so kommen wir doch relativ zeitig ins Nest.



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01.08.2009 Abreise

Um 6 Uhr klingelt brutalst der Wecker und reißt uns aus dem Tiefschlaf. Wir wanken an den Frühstückstisch, futtern letzte Reste. Anschließend beschäftige ich mich damit, unsere ganzen Sachen ins Auto zu puzzlen (komischerweise scheint der Kram mehr geworden zu sein, obwohl wir ja etliche Essenvorräte aufgebraucht haben). Ich drehe nochmal eine Fototour durchs leere Haus, schmiere mich mit Sonnenschutzcreme ein (und vergesse diese im Bad), der Zählerstand wird abgelesen, das Haus verschlossen – und damit ist der Dänemarkurlaub zu Ende. Wir schmeißen in Juelsminde noch flink den Umschlag mit Elektrogeld und Hausschlüssel in die Touristeninfo, und dann gehts ab in Richtung Heimat.

Bis Hamburg brauchen wir gerade einmal 2,5 Stunden – soviel haben wir bei der Anreise allein in Dänemark benötigt. Später wirds dann aber wieder echt lästig, denn ab Kreuz Wittstock/Dosse gehts nur noch im Schneckentempo; Staus, Stillstand, Schleicher auf der linken Spur. Und somit kommen wir erst um 16 Uhr in Dresden an. Die erste Handlung nach der Stadtgrenze ist aber, das Auto in die Wäsche zu fahren – wir haben eine regelrechte Kruste von toten Tieren an der Front, an den Spiegeln und auf der Scheibe …

Gegen 18 Uhr sind die Koffer weitestgehend ausgepackt. Später sichte ich noch ein paar Fotos, wir zünden ein Tuborg Classic, und dann bringe ich meine Frau ins Bett.

Ende.

Fazit

Haus: Traumhaft. Schön groß, hell, mit zwei Terrassen. Die Küche ist zweckmäßig, den Geschirrspüler vom letzten Jahr vermissen wir nicht wirklich. Mittlerweile hatten wir auch schon Katzensichtungen rund ums Haus, und damit ist das Quartier als überaus gut gewählt zu bezeichnen. Mit den Nachbarn werden wir auch langsam warm, man grüßt uns bereits frenetisch über die Hecke. Das Schlafzimmer hat den Vorteil, dass wenn die Sonne scheint, diese nicht schon ab früh 6 Uhr ins Bett knallt. Sehr positiv! Dazu kommen eine sehr praktische Abstellkammer mit Kühlschrank (welche das ständige Brummen aus dem Wohnzimmer hält) und eine durchaus gut bestückte Satellitenfernsehanlage, sodass wir dieses Jahr endlich wieder wählen können, ob wir mehr Lust auf dänische oder deutsche Programme haben.



Wetter: so wie erwartet und befürchtet. Es wurde diesmal kein Jahrhundertsommer, wir hatten bis jetzt anständige Portionen Regen und Gewitter, und wirklich warm war es mit um die 20 Grad auch nicht; für meine Frau hätten es gern 5 Grad mehr sein dürfen, ich fand es aber genial, mal nicht einen ganzen Urlaub lang durchzuschwitzen. Insgesamt war der Urlaub aber immer noch um Längen besser als der Schwedenaufenthalt 2004, und wir haben es stets geschafft, selbst aus den nicht so tollen Tagen etwas zu machen.

Verkehr: Südjütland ist wesentlich hektischer als Seeland. Und obwohl die Straßen hier besser ausgebaut sind, kommt man nicht wirklich schneller voran. Denn das (meiner Meinung nach) mit untalentierteste Autofahrervolk Europas schafft es, aus den kleinsten Problemen sofort einen Stau zu machen. Rückwärtseinparken können sie immer noch nicht, und beim Rückwärtsausparken stellen sie sich manchmal sehr seltsam an. Ich hatte mir gestern erlaubt, energisch eine etwas engere Parklücke auf dem Supermarktparkplatz zu füllen – mit dem Resultat, dass der neben mir stehende Däne völlig verdattert den Plan verlor und somit auch die Richtung, in die er ausscheren wollte. Er blieb schlicht für eine halbe Minute halb in der Parklücke stehen und rührte sich keinen Zentimeter mehr …

Gegend: Witzigerweise haben wir von der näheren Umgebung gar nicht so viel mitgenommen, da wir überwiegend alles mögliche ab 15 km Entfernung angefahren haben. Der heizfrosch hat in den zwei Faultagen einiges per Auto erkundet, Frau R. ist aber kein Fan von Landstraßencruising – ihr haben es die anderen Städte angetan. Der Strand lag keine 150 m vom Haus weg, war relativ schmal, hatte viele Muscheln und ein bisschen Kies. Es ließ sich sehr angenehm laufen. Ins Wasser selber bin ich, wie übrigens auch viele Dänen, aber nicht gegangen – es war mir schlicht zu kalt. Die wenigen Fotos vom letzten Abend reichen mir, ehrlich …

Bauarbeiten: Während unseres kurzen Aufenthaltes wurden in den an unser Haus angrenzenden Grundstücken zwei Einfahrten gepflastert und gekiest, zwei Terrassen gebaut und auch sonst etliche Festmeter Holz gesägt, geflext, gehämmert und gerammt. Es ist unglaublich, mit welchem Elan die Dänen in diesem Sommer an die Verschönerung ihrer Häuschen gegangen sind – wahrscheinlich lags daran, dass dieses Jahr die Temperaturen wesentlich geeigneter waren.

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Rechtliches

Andere Urlaubsberichte

Urlaubsberichte per Webseite sind mittlerweile eine liebgewonnene Tradition, deshalb sind im Internet außerdem von uns zu finden:


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